Malastrana






Malastrana
(Malastrana)
mit Ingrid Thulin, Jean Sorel, Mario Adorf, Barbara Bach, Fabijan Sovagovic, José Quaglio, Relja Basic, Piero Vida, Daniele Dublino, Sven Lasta, Luciano Catenacci, Michaela Martin
Regie: Aldo Lado
Drehbuch: Ernesto Gastaldi / Aldo Lado
Kamera: Giuseppe Rizzolini
Musik: Ennio Morricone
FSK 16
Deutschland / Italien / Jugoslawien / 1971

Im Prager Stadtpark findet ein Wächter den leblosen Körper des amerikanischen Journalisten Gregory Moore. Obwohl er ins Leichenschauhaus gebracht wird und die Ärzte ihn für tot halten, lebt Gregory noch und liegt im Wachkoma. Langsam erinnert er sich an die Umstände, unter denen er in diesem Zustand gelangt ist. Alles begann mit dem Verschwinden seiner Freundin...


Horror1966´s Meinung:

Irrtümlicherweise wird Aldo Lado's Regie-Debut "Malastrana" von den meisten Leuten immer als Giallo geführt, obwohl die erzählte Geschichte eigentlich rein inhaltlich vollkommen von den ansonsten erzählten Mörder-Storys vollkommen abweicht und sich auch ansonsten prinzipiell einer hundertprozentigen Genrezuordnung eher entzieht, da hier doch einige Genres miteinander vermischt werden, die eine genaue Zuordnung doch fast unmöglich machen. Die Bezeichnung Psychothriller mit diversen Anleihen beim Horror-Genre trifft es wohl am besten, aber wie dem auch sei, der Film zählt ganz eindeutig zu den absoluten Perlen des Cinema Italiano und bietet einen jederzeit spannenden Filmgenuss, der auch ohne die sonst vorhandenen Morde und großartige Action auskommt und fast einzig und allein durch seine äusserst interessant erzählte Story zu überzeugen weiss.

Diese wird dabei noch nicht einmal besonders temporeich, sondern viel eher ziemlich ruhig und bedächtig erzählt, doch gerade durch diese Tatsache entfaltet sich eine ganz eigene Dynamik und Intensität der Geschehnisse, die den Zuschauer auf eine ganz eigenartige Art und Weise fast schon hypnotisch in Beschlag nehmen und dabei eine äusserst unheimliche Faszination entfachen, der man sich beim besten Willen nicht entziehen kann. Allein der ständige Wechsel von der Gegenwart, in der sich der Journalist Gregory in einem scheintodähnlichem Zustand befindet, in dem er alles mitbekommt was um ihn herum passiert und der Vergangenheit in die er sich gedanklich begibt, um die Ereignisse zu rekonstruieren die zu seinem Zustand geführt haben hält die Konzentration des Zuschauers immer oben, da man auch wirklich nicht das kleinste Detail verpassen möchte, das zur Lösung dieser ominösen und geheimnisvollen Geschichte führt. Und geheimnisvoll ist nun wirklich genau der richtige Ausdruck für einen Story-Plot, den man dramaturgisch gesehen nicht besser hätte aufbauen können und der mit zunehmender Kaufzeit eine immer bedrohlicher erscheinenede Atmosphäre entwickelt, die einem so manche Gänsehaut über den Rücken jagen kann. Ohne das eigentlich wirklich viel passiert, baut sich dabei ein äusserst straff gezogener Spannungsbogen auf, der sich bis in die letzte Einstellung hinein aufrecht erhalten kann und zu keiner Zeit irgendwelche Einbrüche verzeichnet.

Aldo Lado hat es vortrefflich verstanden, dem Zuschauer immer nur häppchenweise neue Informationen zu liefern die der Aufklärung dienen, wie Gregory in diesen todesähnlichen Zustand gelangen konnte. Dies geschieht zudem in einer sehr ruhigen Erzählweise und ohne jegliche Hektik, wobei das Szenario eine fast hypnotische Wirkung auf den Betrachter hinterlässt. Diese äusserst sich insbesondere auch durch flashbackartige eingestreute Bildfragmente, die sich in der Erinnerung des Journalisten abspielen und zu Beginn noch scheinbar sinnlos durcheinandergewirbelt dargestellt werden, bevor sie im weiteren Verlauf der Geschehnisse erst ganz am Ende einen wirklichen Sinn ergeben. So ist es auch nicht besonders verwunderlich, das man sich phasenweise in einen tranceähnlichen Zustand versetzt fühlt, denn "Malastrana" ist in irgendeiner Form fast schon ein wahrer Sinnesrausch, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt, so das man sich in der gegebenen Situation wie gefangen fühlt, was bei dem Zustand in dem sich der Hauptcharakter befindet für ein hohes Maß an Identifikation sorgt. Man kann sich extrem gut in die Lage der Hauptfigur hineinversetzen, fühlt man doch größtenteils die gleiche Hilflosigkeit, die in einem Mann vorgehen muss, der alles mitbekommt was um ihn herum passiert, seinen Mitmenschen aber nicht das kleinste Zeichen geben kann, das er sich noch am Leben befindet und lediglich sein Körper keinerlei Anzeichen dafür senden kann.

Was mir besonders gut gefallen hat ist auch der Aspekt, das es in dieser Geschichte kein Happy End gibt, denn dieses wäre an dieser Stelle auch mehr als unpassend gewesen. Mag die gewählte Schlußsequenz auch nicht jeden Geschmack treffen, so ist sie doch in diesem Werk nahezu perfekt und rundet ein insgesamt exzellentes Filmerlebnis ab. Eigentlich beinhaltet "Malastrana" überhaupt nichts, was man wirklich kritisieren könnte, denn auch von den darstellerischen Leistungen her wird man regelrecht verwöhnt. Insbesondere Jean Sorel versteht es in der Rolle des Journalisten, mit ausdrucksstarkem und authentischen Schauspiel zu überzeugen und trägt somit einen nicht gerade unwesentlichen Anteil am brillanten Gesamteindruck, den man von dieser italienischen Film-Perle erlangt. Eine tolle und sehr interessante Geschichte, ein dramaturgisch sehr gelungener Spannungsbogen, erstklassige darsteller und eine fast hypnotisch anmutende Grundstimmung ergeben hier ein Gesamtwerk, das man einfach nur genießen sollte.


Fazit:


Kein typischer Giallo, sondern ein Mix aus mehreren Genres macht "Malastrana" zu einem Filmerlebnis der ganz besonderen Art, das eine sogartige Wirkung auf den Zuschauer ausübt, der sich nur zu gern in einen rauschartigen Strudel hineinziehen lässt, aus dem es scheinbar kein Entrinnen gibt. Streckenweise ist es ein wahrer Rausch der Sinne der seine Faszination voll zur Geltung bringt, der man sich auf keinen Fall entziehen kann, selbst wenn man es wollte.


9/10

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