Interviews

Ittenbach, Olaf




Interview mit Olaf Ittenbach vom 22.05.10


SG: Hallo Olaf,

vielen Dank, dass du dir für uns die Zeit genommen hast um uns ein paar Fragen zu beantworten.



SG: Im Jahre 2008 hieße es, dass du keine Filme mehr drehen willst. Was war passiert?


OI: Prinzipiell ist das Gleiche geschehen, was derzeit auch gerade wieder geschieht. Es gibt keine Aufträge mehr. Ob sich diese Tatsache aufgrund der Wirtschaftskrise ausbreitet oder aus anderen Gründen, spielt dabei keine Rolle. Ich liebe meinen Beruf; nur was soll man tun, wenn man ihn nicht mehr ausüben kann? Damals fand Yazid einen neuen Geldgeber und so konnte ich weiter machen. Was jetzt passiert weiß ich noch nicht. Ich lasse mich überraschen. Auf der anderen Seite wird man generell von Weltvertrieben, oder ausländischen Verleihfirmen betrogen. Das macht die Situation natürlich auch nicht unbedingt erfreulicher.




SG: Durch einen Spendenaufruf wurde dann der Film Legend of Hell finanziert. Wie war es für dich und war der Dreh Anders, als bei deinen anderen Filmen?


OI: Legend of hell wurde durch die Spenden der Fans unterstützt. Der Film an sich hat schon eine Ecke mehr gekostet. Wir drehten über ein Jahr hinweg an Wochenenden. Es war in diesem Fall aus Kostengründen nicht möglich, den Film an einem Stück zu drehen. Da waren zu viele, unterschiedliche locations. Wir drehten in Deutschland, Österreich, Gran Canaria u. Island. Im Film selbst sind ca. 20 min. nur vor green screen gedreht. Das muss alles noch CGI – bearbeitet werden. So etwas dauert einfach. Einen Fantasy Film zu drehen ist natürlich auch etwas aufwendiger als ein kleines Kammerspiel. Daher wird es schon noch ein paar Monate dauern, bis der Film fertig ist.




SG: Wann kommt denn endlich Legend of Hell heraus?


OI: Ich schätze mal, dass Legend of hell ende des Jahres herauskommen wird. Wie gesagt, wir arbeiten mit Hochdruck an den CGI-Effekten. Das making of, etc. wird gerade geschnitten u. ich vertone parallel u. mache die Lichtbestimmung. Der Soundtrack ist größtenteils komponiert. Ich freue mich schon sehr auf die Premiere und bedanke mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei den Fans, die das Projekt durch ihre Spenden unterstützt haben.




SG: Kannst du uns ein genauen Zeitraum sagen, wann No Reason auf DVD / Blu-Ray erscheint?


OI: Diese Entscheidung trifft natürlich der Verleih, aber ich schätze dass er auch im Winter auf den Markt kommen wird.




SG: Wie ist es für dich, deinen ersten Film auf Blu-Ray zu sehen und was hältst du von dieser Technologie?


OI: Blu ray hat natürlich ein hervorragendes Bild, gar keine Frage. Ich bin mir nur nicht sicher, ob sich diese Technologie lange hält. Wir erinnern uns an die Laser Disc. Mittlerweile ist die Zeit zu kurzlebig geworden. Jeden Tag wird irgend etwas neues auf den Markt geworfen und verschwindet auch genau so schnell wieder von der Bildfläche. Ob es Blu ray wirklich ist???




SG: Wie kam die Zusammenarbeit mit Timothy Balme (dem Lionel aus Braindead) zu Stande?


OI: Ich lernte Timothy 1992 zur Premiere von Brain dead kennen. Vor 2 Jahren trafen wir uns bei einer Autogrammstunde in Bottrop wieder. Er erinnerte sich sofort wieder an mich und ich bot ihm an, in einem meiner kommenden Filme etwas zu spielen. Er sagte sofort zu und ein knappes Jahr später war es dann auch so weit. Timothy ist ein sehr lieber und professioneller Mensch. Wir hatten viel Spaß und ich würde jederzeit mit ihm wieder zusammen arbeiten. So bald sich eine angemessene Produktion auftut, wäre er der Erste den ich anfragen würde.




SG: Irene Holzfurtner wurde in No Reason ja einiges abverlangt. Wie war es für dich?


OI: Die Frage müsste eher lauten: „Wie war es für Sie?“ Für mich war es nicht so schlimm, da ich nicht nackt bei +1 Grad blutverschmiert durch die Gegend laufen musste. Ich habe ihr da so einiges abverlangt und oftmals fühlte ich mich schlecht dabei, habe mir selbst mehrmals gedacht; warum hast Du nur so einen Scheiß geschrieben. Natürlich versuchte ich durch riesige Heißluftgebläse es halbwegs erträglich für Irene zu machen, bzw. damit sie sich nicht gleich den Tod an den Hals holt, aber das gelang nicht immer. In der Schlußsequenz, in der sie den Cop zum Auto begleitet hatte es -8 Grad und Irene hat alles ohne Murren und Mähen durchgezogen – Respekt!




SG: In deinem neuen Film Savage Love geht es um Dämonen in einem Bordell. Darf man dann hier auf viel nackte Haut und viel Gore gespannt sein?


OI: Nackte Haut ist da eher weniger vertreten. Gesplattert wird da selbstverständlich. Ich glaube ich habe sogar einen Rekord aufgestellt. Wir verspritzten an einem Tag 650 Liter Kunstblut in einem Raum. Das Ganze wird eine Splatter –Comedy. Viel schwarzer Humor, total dämliche Protagonisten und eine ordentliche Portion Splatter. Es geht wohl eher in die Richtung Premutos.




SG: Wann in etwa wird dieser heraus kommen?


OI: Auch Savage love dürfte bis Herbst fertig sein. Da kommen dann wohl gleich 3 Filme von mir auf einen Schlag daher. Ist doch schon fast ein bisserl aufdringlich, oder???




SG: Die Familienradgeber Filme sind ja echt genial. Wie kamst du auf diese Idee?


OI: Die Idee dazu entstand im Biergarten. Meine Ex-Frau und ich beobachteten die Kinder, denen es sichtlich langweilig war, ständig mit Kieselsteinen herumwarfen und so ihre Eltern nervten. Um dieser Situation ein schnelles Ende zu bereiten dachten wir uns geschmacklose Maßnahmen aus und lachten herzhaft darüber. Nächster Schritt: Warum so etwas nicht drehen?



SG: Es soll ja zu einer weiteren Fortsetzung kommen. Wann wird endlich mit Teil 3 weitergemacht?


OI: Teil 3 steht in Frage. Der 2. Teil lief anscheinend nicht so gut. Der Verleih ist deshalb an einem dritten Teil nicht interessiert. Es ist natürlich auch nicht ganz einfach die Geschmacklosigkeiten noch zu toppen. Zudem brauche ich da ein paar Mädels die so einen ordinären Schmarrn mitmachen, wobei ich dahingehend wieder voll und ganz auf meine Österreich – Fraktion zähle. Die scheißen sich einfach gar nichts und das bewundere ich so sehr. Da kann man im eher spießigen Deutschland etwas länger suchen. Vielleicht klappt es ja doch noch?




SG: Wie wichtig ist es für dich, das dich dein Partner in den Sachen unterstützt die du tust?


OI: Wenn man einen Partner hat, dann ist das natürlich wichtig. Man hat schließlich gegenseitigen Anteil am Leben. Niemand würde seinem Partner, wenn dieser von der Arbeit nach Hause kommt wohl zu verstehen geben, dass es einen Dreck interessiert wie der Arbeitstag verlaufen ist. Ich glaube wenn es soweit ist, dann ist eh alles rum ums Eck. In meinem Fall ist es etwas schwieriger. Da muss sich jemand schon richtig gut auskennen, um wirklich hilfreich zu sein. Mir stellt sich diese Frage nur nicht, da ich single bin.



SG: Da ist es ja sicher auch von Vorteil, dass sie selbst in deinen Filmen zu sehen ist?


OI: Ob das nun ein Vorteil ist, lasse ich dahingestellt. Unsere Zusammenarbeit funktionierte jedenfalls sehr gut. Martina hatte sich immer sehr gut vorbereitet, beherrschte ihren Text einwandfrei und war sehr unkompliziert am Set. Natürlich kann man nicht immer die gleichen Schauspieler nehmen. Oftmals sieht man einfach auch eine andere Figur in der Rolle. Ich würde mir beispielsweise schwer tun, Dany Trejo den lieben Familienvater abzukaufen. Bei Savage love spielt Martina nicht mit. Auch ein Familienradgeber 3 müsste ohne sie auskommen, da wir in Scheidung leben.




SG: Kannst du dir vorstellen für einen deiner Filme eine Fortsetzung zu drehen und wenn ja bei welchem?

OI: Ich hatte tatsächlich damit begonnen, eine Fortsetzung von Premutos zu drehen, wobei wir wieder beim leidigen Thema wären. Die Finanzierung!!! Bei meinen anderen Filmen hat es sich bis dato nie angeboten, über eine Fortsetzung nachzudenken.




SG: Derzeit gibt es ja viele Remakes. Was hältst du davon und was würdest du eher vorziehen? Original oder Remake?


OI: Ich denke darüber sehr zwiespältig. Einerseits finde ich es von der Filmindustrie feige, sich einfach einen alten Stoff zu krallen, bei dem man genau weis, dass er erfolg versprechend ist. Schließlich kennt man den Titel schon. Andererseits finde ich es auch wiederum spannend, dass oft etwas sehr interessantes aus dem alten Stoff gemacht wurde. Die technischen Möglichkeiten sind einfach besser und die Story wirkt überarbeitet manchmal interessanter. Das kann auch ordentlich in die Hose gehen. Nennen wir nur einmal das Remake von The Fog. Eine absolute Katastrophe.




SG: Was sind im allgemeinen so deine Lieblingsfilme ?


OI: Das kann ich immer nie wirklich beantworten. Einen absolut genialen Film fand ich „Butterfly effect“. Ich könnte da jetzt unzählige Filme auflisten, die alle auf ihre Art super sind. Nehmen wir doch Rambo 4. An Kompromisslosigkeit und sinnfreien Texten nicht zu überbieten. Alleine der Spruch: Lebe für nichts, oder stirb für etwas ist doch so dämlich, dass er schon wieder gut ist. Ich liebe diesen Film.




SG: Und welchen Film von dir magst du am meisten?


OI: Auch das fällt mir immer schwer zu beurteilen. Generell habe ich an all meinen Filmen etwas auszusetzen, bzw. ärgere mich hinterher darüber, dass ich dies, oder jenes hätte besser machen können. Wäre das nicht so, dann hätte ich auch nichts mehr zu lernen und somit gäbe es auch keine Herausforderung mehr. Die Beurteilung meiner Filme überlasse ich dem Publikum.




SG: Gibt es einen Regisseur, den du besonders magst und wenn ja warum?


OI: Es gibt unglaublich viele und gute Regisseure. In der heutigen Zeit wechseln die alle so schnell und man kennt keinen Namen mehr. Reine Genre – Regisseure, so wie das früher war gibt es in der heutigen Zeit kaum mehr. Es gibt dennoch Regisseure, denen man einen sehr eigenen Stil ansieht. Peter Jackson ist da ein Parade – Beispiel. Man erkennt einfach die visuelle Handschrift darunter und das mag ich sehr gerne.




SG: Mit welchem Schauspieler oder Schauspielerin würdest du gerne ein mal zusammen drehen und warum?


OI: Da bin ich jetzt völlig überfragt, da man vorher immer nie weis, wie die so drauf sind. Ich arbeite lieber mit wenig bekannteren Schauspielern zusammen, die umgänglich und nett sind, als mit irgend welchen Stars, die arrogant und zickig sind. In der Regel kommt dies nicht so oft vor, da meiner Erfahrung nach gerade die bekannten Schauspieler einfach super professionell sind und ihren Job völlig relaxt machen. Klar würde mich ein Dreh mit Robert de Niro reizen. Ich halte ihn einfach für einen der genialsten Schauspieler. Mit Ben Kingsley würde ich auch sehr gerne drehen. Ich kenne ihn, arbeitete 3 Wochen mit ihm zusammen. Er ist einfach super höflich und sehr angenehm. Ein absoluter Gentleman.


SG: Was sagst du über das Thema Zensur in Deutschland?


OI: Diese leidige Thema ist so alt wie Heiner Geissler selbst. Der hatte das damals ja als Wahlkampagne so richtig ins Leben gerufen. Es gibt da ein sehr einfaches, politisch orientiertes Prinzip. Lass irgend einen Trottel an einer Schule Amok laufen und ein paar Jungs und Mädels über den Haufen schießen. Sofort schreit der Mob auf: „Wie konnte so etwas passieren und wie kann so etwas in Zukunft verhindert werden?“ Die Politiker müssen dann prompt eine Antwort parat haben. Da nimmt man doch die einfachste der Welt; scheißegal, Hauptsache die Deppen sind zufrieden: „Die Gewaltfilme und Computerspiele machen es ihnen vor, da müssen strengere Gesetze her“. Jedes Hausmütterl, das vom Bügelbrett bis zum Herd denken kann glaubt den Mist auch – hört ja erst mal logisch an. Stellt euch nun vor, die Filme werden alle verboten und es läuft trotzdem noch jemand Amok. Da hätte man doch nichts mehr, dem man den schwarzen Peter zuschieben könnte. Da wären die Politiker um ihre Ausrede ganz schön verlegen. Deshalb werden diese Filme auch nie verboten. Zudem heizt es auch die Fangemeinde an, die Filme irgendwo doch ungeschnitten her zu bekommen. Das Ganze hat doch längst einen Sportsgeist entwickelt. Ich denke über Sinn oder Unsinn dieser Tatsache braucht man nicht mehr zu diskutieren. Jedermann weis, dass es unsinnig ist. Ein Film ist niemals ein Tötungsmotiv. Motive sind Hass, Geldgier, Liebeskummer, etc. Dass der Ein, oder Andere hergeht und seine Tötungshandlung aus einem Film ableitet mag wohl sein. Was macht es für einen Unterschied, ob er seinem Gegenüber 20x ein Messer in den Bauch rammt, oder 5x mit der Axt auf die Birne haut? Deswegen hat der Film, in dem Jemand mit der Axt zerspreiselt wurde doch keine Schuld an dem Mord. Man verbietet schließlich einer Brauerei auch nicht das Bier brauen, weil jemand besoffen einen nieder gefahren hat.



SG: Was können wir in Zukunft bei dir erwarten?


OI: Wie bereits erwähnt, die Zukunft bleibt offen. Im Moment ist nichts in Aussicht. Ich hoffe das ändert sich nun sehr schnell, denn sonst muss ich zusperren.


SG: Wie wichtig ist dir der Kontakt zu den Fans?


OI: Auch wenn es oft nicht so erscheint, da ich ein relativ introvertierter Mensch bin, ist mir der Kontakt zu den Fans sehr wichtig. Schließlich waren und sind sie es, die es mir ermöglichen, meinen Beruf auszuüben. Ich freue mich auch immer über die Festivals, wo meine Filme laufen und was macht einen glücklicher als die Tatsache, dass Menschen mit einem Lachen auf dem Gesicht aus dem Kino gehen und sich gut unterhalten haben. Wenn ich das sehe, dann weiß ich dass sich die Personen 1,5 Std. lang gefreut haben und aus dem doch oftmals tristen Alltag entfliehen konnten.


SG: Was sagst du über SplatGore.de?


OI: So, eiskalt erwischt!!! Ich bin ein ziemlicher Internet - Trottel. Muss mir die Seite erst mal ansehen. Mir ist klar dass das vollkommen Panne ist; aber ich gebe es zu…………..




SG: Dann bedanke ich mich vielmals für das nette Interview und übergebe das letzte Wort an dich:


OI: Was soll ich final noch vom Stapel lassen??? Ich möchte gerne wieder nach Österreich auf ein Festival!!!!


 

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